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1. Theil 3 - S. 174

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite Periode. Von dem Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges bis zu Friedrich des Großen Thronbesteigung, \6\8—\7w. 99. Der Dreißigjährige Krieg, 1618—48. 1. borfälle in Prag. Zwar war auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 der Religionsfriede geschloffen worden; aber es fehlte noch sehr viel, daß Deutschland beruhigt gewesen wäre. Die Katholischen und Evangelischen drückten einander, wo diese oder jene die Stärkeren waren, so viel sie' nur konnten. Keine Partei traute der andern, weil jede Partei wußte, daß die andre, gleich ihr selbst, in unversöhnter Gesinnung beharrte und über den Frieden hinaus zu kommen strebte. So standen sie argwöhnisch ein halbes Jahrhundert einander gegenüber, die Hand ans Schwert gelegt. Nach Karls V. Tode war, wie schon erzählt ist, Ferdinand I. Kaiser geworden, ein friedliebender Herr, der den Protestanten nichts in den Weg legte, weil er ihre Hülfe gegen die Türken beständig nöthig hatte. Duldsamer war, wie wir wissen, sein Sohn Maximilian Ii., der ihm als Kaiser folgte und gar den östreichischen Gutsbesitzern erlaubte, auf ihren Schlössern evangelischen Gottesdienst zu halten. Wirklich hatte aber auch die neue Lehre so vielen Beifall in den östreichischen Ländern gefunden, daß die evangelischen Kirchen stets vollgefüllt waren, und daß man berechnen konnte, daß, wenn es so weiter ginge, in kurzer Zeit die katholische Lehre aus ganz Deutschland verbannt sein würde. Unter diesen Umständen starb der gute Maximilian und hinterließ mehrere

2. Theil 3 - S. 276

1880 - Stuttgart : Heitz
276 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. m Rußland allgemein, und eine alte tüchtig geschminkte Hofdame gefiel daher den Russen am besten. Nachdem er mit den Damen, die nach damaliger Sitte steif geschnürt waren, getanzt hatte, wandte er sich an Lefort und sagte mit Verwunderung: „Wie teufelsharte Knochen haben doch die deutschen Frauen!" Einst rief er einer ihm auf der Straße begegnenden Dame ein donnerndes „Halt!" zu. Erschrocken bleibt sie stehen. Er greift nach der Uhr, die sie um den Hals hängen hat, öffnet sie, besieht das Werk und ließ die bestürzte Dame nun ihren Weg ruhig fortsetzen. In Berlin ärgerte er sich über die große Allongenperücke, ein Prachtstück für 300 Thaler, die der Hofmarschall trug. Er riß sie ihm vom Kopfe und warf sie in einen Winkel. Nun kam er nach Amsterdam. Auf diese Stadt hatte er sich am meisten gefreut; denn für die Holländer hatte er eine große Vorliebe. Um unerkannt zu bleiben, kam er 14 Tage früher als die Gesandtschaft. Aber man erkannte ihn doch, und der Magistrat bot ihm eine schöne Wohnung an. Er aber wählte ein ganz kleines Haus und legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermanns an. Er wohnte eines Tages der Sitzung der Generalstaaten bei. Da er aber sah, daß aller Blicke auf ihn gerichtet waren, sprang er auf und rannte stürmisch aus dem Saale. Am meisten lag ihm daran, hier das Schiffbauen zu lernen. Amsterdam gegenüber lag das Dorf Zaaudam, wo 700 Windmühlen stehen und großer Schiffbau getrieben wird. Dahin begab er sich bald. Auf der Ueberfahrt sah er ein Fischerboot. Er erkannte in dem Fischer einen alten Bekannten, den er einst in Rußland gesehen hatte. Treuherzig schüttelte er ihm die Hand. „Höre! ich will bei dir wohnen!" rief er. Der Mann entschuldigte sich; er hätte nur eine Hütte mit einer Stube und Kammer. Das half alles nichts ( der Fischer mußte mit seiner Frau in die Kammer ziehen und Peter nahm die Stube ein. Das Haus steht noch. Nun ging er mit leinenen Beinkleidern und kurzer rother Friesweste ans Arbeiten. Man wußte wohl, wer er eigentlich sei; aber er konnte nicht leiden, wenn man es merken ließ. Man nannte ihn Peter Baas; er ließ sich einschreiben als Peter Michaelow; als solcher kam er alle Morgen, mit dem Beile in der Hand, auf die Schiffswerste, zimmerte wie ein gemeiner Arbeiter, fragte nach allem und versuchte alles. Selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Kammerherren mußten die Kohlen zulangen. Wie verwünschten diese den sonderbaren Geschmack ihres Ezars, der sie

3. Theil 3 - S. 379

1880 - Stuttgart : Heitz
Josephs Ii. Reformen. 379 Summen auf, sie zu unterstützen. *) Dafür wurde sie aber auch von ihren Unterthanen wie eine Mutter geliebt, und als sie starb (1780), war die Betrübniß allgemein. Joseph Ii., deutscher Kaiser von 1765—90, wurde nun Alleinherrscher der östreichischen Staaten. Er war ein Mann von Kraft und Talenten, und hatte durch Reisen seine Kenntnisse ausgebildet; denn er reiste nicht, wie die Fürsten gewöhnlich reisen, sondern im strengsten Jncognito, und verbat sich alle Festlichkeiten. Er komme nicht, pflegte er zu sagen, um zu tanzen, sondern um zu lernen. Ueberall sah er merkwürdige Anstalten, Fabriken und Sammlungen an, und was er für nützlich erkannte, führte er auch in seinen Ländern ein. Ueberhaupt hat es gewiß nie einen Fürsten gegeben, der es besser mit seinen Unterthanen meinte und einen ernstlichem Willen, sie glücklich zu machen, gehabt hätte. Um so mehr ist es zu bedauern, daß er gar zu hastig bei seinen Verbesserungsplanen verfuhr und nicht immer untersuchte, ob sie auch ausführbar waren. Daher kam es, daß dieser so brave und liebenswürdige Kaiser von den meisten seiner Unterthanen nicht nach Verdienst geschätzt wurde, und daß mit seinem Tode fast alle seine Einrichtungen wieder eingingen. So verbot er (1784) alle fremde Luxusartikel, namentlich alle fremde Weine. Nur die Leute, deren Gesundheit den Gebrauch derselben nöthig machte, erhielten die Erlaubniß, sie für sich einzuführen, aber gegen eine hohe Abgabe. Wer das Gesetz übertrat, wurde ohne Ansehen der Person schwer bestraft; so ließ er mehrere Male eine Menge fremder *) Eines Tages durchblickte sie die Rechnungen des Hospitals und die Kosten der Medikamente. „Lieber van ©mieten," sagte sie zu dem berühmten Arzte, der die Aufsicht über diese Anstalt führte, „die Medicinen kosten aber ganz entsetzlich viel Geld; kann Er denn nicht hin und wieder wohlfeilere anschaffen und brauchen?" — Van Swieten antwortete: „Ew. Majestät haben zu befehlen; wie es dann aber mit den armen Kranken stehen wird, weiß ich nicht." — „Nein, nein, lieber van Swieten," sprach die Kaiserin, „es war nicht so gemeint; ich dachte nur so. Wende Er nur die Medicinen so an, wie vorher, und sollte es nicht zureichen, so gebe ich noch von meinem Nadelgelde dazu." Kurz vorher, ehe sie ihren Geist aufgab, lag sie in einer Art von Reizlosigkeit mit geschlossenen Augen. Eine der umherstehenden Frauen antwortete auf eine Frage über das Befinden der Kaiserin: „Ihre Majestät scheinen zu schlafen." — „Nein," erwiderte sie, „ich könnte wohl schlafen, wenn ich wollte; aber ich fühle, meine Stunde kommt, und sie soll mich nicht im Schlafe überfallen. Wachend will ich meiner Auflösung entgegengehen." Eine eben so einfache als erhabene Aeußerung!

4. Theil 3 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Neue Geschichte. 1. Periode. England. eure Anschläge segne. Ich selbst wollte noch neulich eine Fürbitte einlegen für des Königs Wiedereinsetzung; aber da fühlte ich, daß meine Zunge mir am Gaumen kleben blieb, und daraus sah ich, daß Gott ihn verworfen habe." Nun wurden die 133 Richter festgesetzt; aber nur 70 fanden sich ein. Karl zeigte in seinem Unglücke weit mehr Größe der Seele, als auf dem Throne. Er vertheidigte sich mit vieler Klarheit und Fassung. Dreimal wurde er verhört; dann sprachen die Richter das Todesurtheil. Mehrere auswärtige Mächte verwandten sich für ihn; vergebens! Vier Männer traten vor die Richter und erklärten, sie wären, die Rathgeber des Königs gewesen; wenn jemand also Strafe verdiente, so wären sie es; sie wollten, gern für ihren König bluten. Aber sie wurden abgewiesen. Das Volk war tief erschüttert; aber es wurde durch die Soldaten im Zaum gehalten, und so regte sich keine Hand für den unglücklichen Monarchen. Es waren ihm drei Tage Frist gegeben, sich zum Tode zu bereiten. Er benutzte sie zu religiösen Handlungen und zu Unterredungen mit seinen Kindern. Nur zwei derselben, eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubniß, ihn zu besuchen; seine Frau und die anderen Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmüthig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zwei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich unter seinen Fenstern die Zimmerleute das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit seinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor seinem Schlosse Whitehall (Hweithahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Der ganze Platz war dicht mit Menschen besäet, die ihre tiefe Betrübniß nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während seiner Gefangenschaft die Herzen aller,, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er heraus aus dem einen Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volke, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung; denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Er vergebe allen seinen Feinden gern.

5. Theil 3 - S. 314

1880 - Stuttgart : Heitz
314 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. In Küstrin sperrte man den Kronprinzen in ein kleines Stübchen ein und erlaubte ihm nicht einmal, anders als zum Essen Licht zu brennen. Man gab ihm nur hölzerne Schemel; das Essen wurde ihm, weil Gabel und Messer ihm versagt waren, geschnitten gereicht. Zum Lesen erhielt er nichts als eine Bibel und einige Andachtsbücher. Das Härteste aber war, daß der König ausdrücklich befahl, er solle der Hinrichtung seines Freundes Katt zusehen. Dieser wurde unter starker Bewachung nach Küstrin gebracht und hier augenblicklich auf das Blutgerüst geführt, welches vor dem Fenster des Kronprinzen aufgeschlagen war. Jetzt rollte die verschlossene Gardine des Zimmers hinauf, er sah plötzlich das schwarz ausgeschlagene Gerüst, und wurde gezwungen, ans Fenster zu treten. Als er Katt erblickte, wollte er sich aus dem Fenster stürzen, und als man dies verhinderte, bat er flehentlich, die Hinrichtung aufzuschieben; er wolle an den König schreiben und für den Preis der Begnadigung seines Freundes seinem Rechte auf die Thronfolge entsagen. Das dürfe man nicht, antwortete man ihm, der König sei unerbittlich. „O mein liebster Katt," rief er nun, „wie unglücklich bin ich! Ich bin schuld an Ihrem Tode! Wollte Gott, ich stände an Ihrem Platze!" — „Ach, gnädiger Herr," antwortete Katt, „wenn ich tausend Leben hätte, so würde ich sie alle gern für Sie hingeben!" In dem Augenblicke fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Gott, ich gebe meinen Geist in deine Hände!" und sogleich fiel sein Kopf zu Beden. Er war erst 22 Jahre alt. Der Kronprinz hatte hiervon nichts mehr gesehen. Ohnmächtig war er umgesunken und auf sein Bett gelegt worden. Als er wieder zu sich kam, war er in einer schrecklichen Stimmung. Bald weinte er, bald starrte er in dumpfer Betäubung vor sich hin und wollte durchaus sterben, und nur der Gedanke an seine Mutter und an seine geliebte Schwester konnte ihn bewegen, sich etwas zu schonen. Sehr wohlthätig für sein verstörtes Gemüth war der Besuch eines Feldpredigers, Müller, der den unglücklichen Katt zum Tode bereitet hatte und nun kam, um die letzten Grüße desselben dem Prinzen zu überbringen. Katt ließ ihm sagen, er möge sich ja durch die letzten Ereignisse zur Buße führen lassen, seinem Vater sich unterwerfen und nicht denen folgen, die seinen Leidenschaften schmeichelten, sondern die, welche ihm die Wahrheit Absichten sind gut; Sie sprechen freimüthig zu mir und das vermehrt meine Achtung für Sie. Beruhigen Sie meine Frau!"

6. Theil 3 - S. 2

1880 - Stuttgart : Heitz
2 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. nommen. Alles, was er erübrigen konnte, wandte er auf die Erziehung seines Söhnchens, das er sehr liebte. Er hielt es aber für den besten Beweis der väterlichen Liebe, das Kind zum Lernen anzuhalten, und ließ ihm keinen Fehler durch. Wenn es böses Wetter war, so trug er den kleinen Martin selbst auf den Armen nach der Schule, stäupte ihn aber auch tüchtig, wenn er unartig war, und eben so bekam Martin vom Schulmeister oft jämmerliche Schläge; denn man hielt es damals für die erste Pflicht der Erziehung, die Kinder mit Strenge aufzuziehen. Auch seine Mutter, eine tugeudsame und gottessürchtige Frau, war von harter Sinnesart; sie hat ihn einmal wegen einer Nuß blutig gestäupt. Luther selbst sagte später, er sei darüber, daß ihn seine Aeltern so hart gehalten hätten, gar schüchtern geworden. Immer aber hat er sie dankbar und liebevoll in Ehren gehalten, „denn sie meinten es doch herzlich gut." Im 14. Jahre wurde er, da er durch seinen Fleiß gute Hoffnungen erweckte, auf eine höhere Schule, nach Magdeburg, geschickt. Da ging es ihm aber höchst kümmerlich; durch Singen vor den Thüren mußte er sich sein Brot erwerben. Besser, hofften die Aeltern, würde es ihm in Eisenach gehen, weil sie in der Nähe Verwandte hatten, und thaten ihn daher schon im folgenden Jahre dahin. Aber die Verwandten kümmerten sich nicht um den armen Schüler; er mußte auch hier, wie die Schüler damals pflegten, singend von Hause zu Hause gehen, und wurde noch dazu vor mancher Thür mit kränkenden Worten abgewiesen. Einmal stand er auch vor dem Hause eines wohlhabenden Bürgers, Konrad Cotta, und sang und betete recht andächtig. Es war gerade Winter, ein recht stürmischer Morgen, und der arme Junge war ganz vor Kälte erstarrt. Da sah ihn die Frau des Hauses. „Du lieber Gott! Der arme Knabe," dachte sie, „ist so erstarrt und muß doch singen! Ist vielleicht noch nüchtern und betet so andächtig!" — Geschwind rief sie ihn herein. Luther gestand, daß er noch nichts gegessen habe. Die gute Frau ließ ihm eine Suppe machen und freute sich recht, wie es ihm so gut schmeckte. Dabei mußte er ihr erzählen, woher er sei, wer die Aeltern seien n. s. w., und das that er mit so offenem, ehrlichem Gesichte, daß die Frau ihn gleich lieb gewann. „Willst du künftig bei mir wohnen und essen, Kleiner?" fragte Frau Cotta. Es läßt sich leicht denken, daß Martin gern einwilligte. So zog er ein, und die brave Frau that so viel an ihm, daß ihr recht viel von dem, was Luther her-

7. Theil 3 - S. 164

1880 - Stuttgart : Heitz
164 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweden. Halter sich widersetzt hatte, wurde er auf Lebenszeit auf ein festes Schloß gesetzt, wo man ihn in ein enges Zimmer einsperrte. Doch hatte seine Frau, Maria von Reigersberg, die Erlaubniß, ihn zu besuchen, und dann und wann ließ er sich auch Vorräthe von Büchern holen, die er zu seinen Studien gebrauchte. Das benutzte seine kluge Frau, ihn zwei Jahre darauf zu befreien. Eines Tages rief sie auch ein paar Träger und befahl ihnen, einen großen, schweren Bücherkasten fortzutragen. Den Leuten fiel das nicht auf; denn sie hatten das ja schon oft gethan. Aber in dem Kasten waren diesmal keine Bücher, sondern de Groot selbst, den seine Frau, die den Kasten natürlich begleitet hatte, gleich aufmachte, sobald die Träger ihn hingesetzt hatten und fort waren. Auch haben ihn seine Feinde nie wiederbekommen, und er bekleidete bis an seinen Tod (1645 in Rostock) im Auslande mehrere angesehene Stellen. Oldenbarneveldt wurde zum Tode verurtheilt. Am Abend vor seiner Hinrichtung schrieb er an die ©einigen: „Sehr liebe, geliebte Hausfrau, Kinder, Schwiegersöhne und Enkel, ich grüße euch insgesammt sehr. freundlich. In dieser Stunde empfange ich eine sehr schwere und traurige Nachricht; daß ich alter Mann für alle meine Dienste, die ich dem Vaterlande so viele Jahre lang treu und redlich erwiesen, mich vorbereiten muß, morgen zu sterben. Ich tröste mich in Gott dem Herrn, der ein Kenner der Herzen ist und alle Menschen richtet, und bitte euch, dasselbe zu thun. Lebt mit einander in Liebe und Friede, und bittet Gott den Allmächtigen für mich, daß er uns alle gnädiglich in seinen Schutz nehme. Aus meiner Kammer der Betrübniß 12. Mai 1619." Aus dem Blutgerüst sprach er: „Männer! glaubt nicht, daß ich ein Landesverräter bin. Ich habe aufrichtig und fromm als ein guter Patriot gehandelt, und so will ich sterben." — Moritz starb sechs Jahre später, 1625. 98. Gustav Wasa, 1520. Wir müssen um 100 Jahre wieder zurückgehen, um eine in Schweden vorgefallene wichtige Begebenheit zu betrachten. Während der letzten Regierungsjahre Maximilians I. in Deutschland saß auf dem dänischen Throne König Christian Ii., ein grausamer, gewaltthätiger Mann, der zwar nicht so herzlos als Philipp Ii. war, aber doch nie Bedenken trug, Menschen aufzuopfern, wenn sein Vortheil dabei gewann. Die drei nordischen Reiche

8. Theil 3 - S. 62

1880 - Stuttgart : Heitz
62 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. bei seiner Agnes sich erholen wollte, so überschüttete sie ihn mit Scheltworten; nichts war ihr recht; den ganzen Tag hörte das Keifen nicht auf, und da sie keine Kinder hatte, mit denen sie schelten konnte, so mußte der arme Mann herhalten. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn er jede Erholungsstunde außer dem Hause zugebracht hätte; aber dazu war er ein zu guter und häuslicher Mann. Machte er sich aber ja einmal eine Zerstreuung außer dem Hause, so hatte er es desto schlimmer, wenn er nach Hause kam; denn da empfing sie ihn mit einer Fluth von Scheltworten. „Kannst du nicht lieber arbeiten," schrie sie da, „statt daß du herumläufst und das Geld durchbringst? Gleich an die Arbeit!" Je sanfter, geduldiger und ruhiger er war, je mehr er ihr vernünftige Vorstellungen machte, desto wüthender wurde sie; ja es war ihr ein rechtes Bedürfniß, den armen Mann zu quälen. So duldete Dürer 24 Jahre, ohne sich von Nürnberg fortzurühren. Da endlich mußte er nach Italien reisen, und nun erst schöpfte er leichter Athem, da er sein Haus mit dem bösen Weibe hinter sich hatte. Auf dieser Reise wurde er in Venedig wie in andern italienischen Städten mit großer Freundlichkeit aufgenommen; denn seine schönen Arbeiten hatten ihm überall großen Ruf verschafft. Eines Tages bat ihn ein berühmter Maler, der besonders die Feinheit und Natürlichkeit der von ihm gezeichneten Haare bewunderte, ihm doch einen seiner seinen Pinsel abzulassen, mit denen er diese saubere Arbeit verrichtete. „Mit Vergnügen!" war die Antwort; „hier sind alle meine Pinsel; suche dir die feinsten aus." — „Solche habe ich selbst," meinte endlich der Maler; „ich wünschte solche ganz feine, mit denen du die Haare malst." Da nahm Dürer eine Leinwand und malte ihm sogleich mit seinen gewöhnlichen Pinseln einen so schönen, feinen Lockenkopf hin, daß der Maler sich über seine Geschicklichkeit nicht genug wundern konnte. Aber nicht allein als Maler zeichnete sich Dürer besonders durch den Fleiß der Ausführung und durch seine schönen Farben aus, sondern er war auch ein ganz vorzüglicher Holzschneider, Kupferstecher und Bildschnitzer. Die niedlichsten Figuren aus Holz, Stein, Gyps und Elfenbein auszuschneiden oder in Metall einzugraben, war ihm eine Kleinigkeit. Einst als er in Bologna mit mehrern andern Künstlern zusammen war, brachte einer von ihnen in Vorschlag, daß jeder eine Probe seiner Kunst gäbe. Endlich kam auch die Reihe an Dürer. Da nahm er ein Stück Kreide,

9. Theil 3 - S. 66

1880 - Stuttgart : Heitz
66 Neue Geschichte/ 1. Periode. Deutschland. als Dürer. Auch sein Vater war ein Maler und hielt den Knaben früh zur Malerkunst an. Nachdem der Vater an verschiedenen Oertern gewesen war, ließ er sich endlich in Basel nieder, und hier zeichnete sich der Jüngling bald so aus, daß ihm der Magistrat den Auftrag gab, die Wände des Rathhauses inwendig und auswendig mit Malereien zu schmücken. Davon ist aber so gut wie nichts mehr vorhanden, weil die Feuchtigkeit Alles unscheinbar gemacht hat. In seiner Jugend hatte er wenig zu leben und mußte daher jede Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, annehmen. Man hebt noch in Basel ein Aushängeschild auf, welches er für einen Schulmeister malte; oben ist eine Schulstube mit Kindern und erwachsenen Schülern dargestellt und darunter eine Einladung- zum Eintreten. Auch Häuser hat er oft bemalt; denn damals war es üblich, die ganze Vorderseite der Häuser mit allerhand Geschichten zu bemalen. Davon erzählt man folgende Anekdote: Ein Apotheker gab ihm einst den Auftrag, sein Haus auswärts mit dergleichen Bildern zu versehen. Holbein machte dazu ein Gerüste und verhängte dies so, daß man von außen nur seine beim Sitzen herabhängenden Beine wahrnehmen konnte. Zuweilen wurde dem Maler die Zeit lang, und da er ein lebenslustiger Jüngling war, so schlich er dann und wann nach einem benachbarten Weinhause. Sah nun der Apotheker die Beine nicht, so merkte er seine Abwesenheit und schalt hernach. Was hatte Holbein zu thun? Er malte seine herabhängenden Beine auf die Wand, und zwar so natürlich, daß der gute Apotheker lange dadurch getäuscht wurde. Aber er malte nicht nur, sondern war auch ein überaus geschickter Form- und s Holzschneider, und seine Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Etwas unbesonnen muß er in der Jugenb gewesen sein. Das zeigt auch, daß er den wichtigsten Schritt des Lebens, seine Verheiratung, ohne Ileberlegung that. Er heirathete, als er kaum 20 Jahre alt war, und ohne so viel Einkünfte zu haben, um ein Hauswesen ohne Sorgen zu unterhalten. Es ging ihm in der Ehe nicht viel besser als dem Albrecht Dürer. Seine Frau — ihr Name ist unbekannt — war weder hübsch noch freundlich, und soll ihm durch Schelten und Zanken viele böse Tage gemacht haben. Auch war sie wahrscheinlich älter als er, was selten glückliche Ehen giebt. Da er in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug zu thun hatte, machte er sich auf, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher, und bemalte die Häuser reicher Leute von innen und von außen.

10. Theil 3 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Neue Geschichte. 1. Periode. England. seiner Unglücksfälle in den beiden ersten Ehen, sich zu einer dritten entschlossen habe. Wer weiß, wie lange seine Liebe zu seiner dritten Frau gedauert hätte, wenn diese nicht schon im folgenden Jahre gestorben wäre. Vorher noch hatte sie ihm einen Sohn, Eduard Vi., geboren, worüber er große Freude hatte. Ihr Tod betrübte ihn sehr. Doch dachte er gleich wieder an eine neue Heirath. Nachdem er hier und da seine Anträge gemacht hatte,*) wurde ihm Anna von Cleve als eine große Schönheit empfohlen. Er schickte gleich einen Gesandten hinüber, ließ um sie anhalten, und freute sich außerordentlich, als er das Jawort erhielt; denn er hatte ein Portrait von ihr gesehen, welches der berühmte Hans Holbein verfertigt hatte, und konnte nun ihre Ankunft gar nicht erwarten; ja, er reiste ihr bis an die Seeküste entgegen. Aber wie erschrak er, als er eine große vierschrötige Person aussteigen sah, mit der er nicht einmal sprechen konnte; denn sie verstand kein Wort Englisch und zeigte bald, daß es ihr an aller Geistesbildung fehle. Auch die größte Schönheit würde nicht fähig gewesen sein, der unglücklichen Anna die Zuneigung des Königs zu erhalten, da ihr ungebildeter Geist ihn gleich zurückstieß. — Heinrich schwankte, ob er sie nicht gleich wieder ins Schiff packen sollte. Das ging aber doch nicht gut an, da schon die Hochzeit bereitet war. Die Trauung wurde also vollzogen; aber je mehr er sie ansah, desto widriger wurde sie ihm. „Nein!" rief er, „sie muß fort! Ich kann sie nicht ausstehen!" Die arme Prinzessin erhielt den demüthigenden Bescheid, sie möchte sich nur vom Hofe wegbegeben; sie hat bis zu ihrem Tode auf einem einsamen Schlosse gewohnt. Heinrich war so verdrießlich über die ganze Sache, daß er gegen alle die wüthete, die zu dieser Verbindung gerathen hatten. Besonders fiel sein Zorn auf seinen mächtigen Minister Cromwell, den er in den.tower setzen, zum Tode vernrtheilen und hinrichten ließ. Als er im Gefängnisse saß, schrieb er an den König einen demüthigen Brief, der sich so endigte: „Ich bin ein jammervoller Gefangener, ich muß mich in den Tod ergeben, wenn es Gott und Ew. Maj. so gefällt. Aber mein schwaches Fleisch dringt mich, um Gnade und Verzeihung zu bitten. — Geschrieben im Tower mit schwerem *) Unter anderen hielt er um die Wittwe eines Herzogs von Mailand an, die ihm aber antwortete: „Sire! Ich habe nur einen Kopf, hätte ich deren zwei, so stände einer davon Ew. Majestät recht gern zu Diensten."
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